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Glossae in Persium - Die Persius-Glossen der sogenannten Tradition B

 Glossen, Scholien und Kommentare: Die mittelalterliche Persius-Kommentierung

Der römische Satiriker Persius gehört seit der Spätantike zu den kanonischen Schulautoren. Entsprechend besitzt die Kommentierungstradition eine Kontinuität bis in die Frühe Neuzeit, die handschriftlich erhaltenen Formen der Kommentierung reichen bis ins 9. Jh. zurück. Das in ihnen nachweisbare antike Scholiengut lässt den Rückschluss auf die Verwendung mehrerer spätantiker Kommentare zu, die wahrscheinlich in Glossenform überliefert und in karolingischer Zeit zu neuen Gelehrten- und Schulkommentaren erweitert wurden.

Mit Ausnahme eines fragmentarischen Kommentars, der unter dem Namen des Remigius von Auxerre tradiert ist, präsentieren sich diese mittelalterlichen Kommentierungen anonym; von individueller Kommentierung kann man im Allgemeinen nicht sprechen. Wir haben es jedoch mit mehr oder weniger individuell zusammengestellten Kommentaren zu tun, die auf einem insgesamt homogenen Corpus von Glossen beruhen, sei es dass sie in Form interlinearer und marginaler Erklärung oder als fortlaufender Text tradiert sind.

Ziele des Editionsprojekts sind:

  1. eine digitale Verfügbarkeit des Textbestandes der anonymen mittelalterlichen Kommentartraditionen, die einen synoptischen Vergleich der unterschiedlichen Textgestalten ermöglicht: sie dient als Fundament für die differenzierte Beschreibung der verschiedenen textuellen Qualitäten der Glossencorpora.
  2. eine überlieferungsgeschichtliche Zuordnung der handschriftlichen Textzeugen auf der Basis der textkritischen Abhängigkeiten und der paläographischen Befunde: Auf dieser Grundlage kann eine bildungsgeschichtliche und regionalhistorisch differenzierte Aufarbeitung gestützt und weitergeführt werden.
  3. die Dokumentation der unterschiedlichen Formen von Glossierung und Kommentierung: Deren Analyse ermöglicht eine Beurteilung der Funktion von Glossen und Kommentaren, soie eine rezeptions- und wissensgeschichtliche Einordnung des Schulautors Persius vom 10. bis ins frühe 16. Jh.
  4. der Anstoß zu einer einer sukzessiv fortschreitenden Aufarbeitung und vergleichenden Analyse der Kommentare, die namentlich Gelehrtenpersönlichkeiten zugewiesen werden können: Die  Formulierung von Kategorien für die differenzierte Zuordnung innerhalb eines Spektrums von "Schulkommentar" und "Gelehrtenkommentar" wird in den Blick genommen.

 Publikationen

  • Udo W. Scholz / Claudia Wiener: Persius-Scholien. Die lateinische Persius-Kommentierung der Traditionen A, D und E, Wiesbaden 2009.
  • Martin Hellmann: Glossenkommentare edieren. Möglichkeiten zur Überwindung von Zetzels Dilemma, in: Mittelalterliche Handschriften der Kölner Dombibliothek. Drittes Symposion der Diözesan- und Dombibliothek Köln zu den Dom-Manuskripten (28. bis 29. November 2008), Köln 2010, 187-198.
  • Stefan Ullrich: Das Buch aus dem Leser. Kommentierung und Lektüre antiker Texte im Mittelalter am Beispiel der Persius-Scholien in Cod. 199 der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln, in: Mittelalterliche Handschriften der Kölner Dombibliothek. Drittes Symposion der Diözesan- und Dombibliothek Köln zu den Dom-Manuskripten (28. bis 29. November 2008), Köln 2010, 162-186.

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